20. Mai 2015

Antrag auf Fördermittel aus dem Bundesprogramm Investition in nationale Projekte des Städtebaus — Rede von Dr. Hans-Georg Hansen

Sehr geehr­ter Herr Oberbürgermeister
mei­ne Damen und Herren,

seit­dem ich Mit­glied des Stadt­rats bin, und das sind schon eini­ge Jah­re, habe ich hier gefühlt bestimmt zehn­mal, wenn nicht mehr zur städ­te­bau­li­chen Ent­wick­lung im Bereich des Gelän­des um den run­den Turm gespro­chen und auch schon eine gan­ze Rei­he von Anträ­gen gestellt. Denn so, wie ins­be­son­de­re die­ses Gelän­de am Ein­gangs­be­reich in unse­rer Alt­stadt seit Jah­ren liegt, ja ver­kommt, kann und darf es nicht blei­ben. Dar­in sind sich eigent­lich seit vie­len Jah­ren alle einig, aber den­noch ging es nie vor­an. Es gab eine Viel­zahl an Über­le­gun­gen, dabei blieb es dann auch schon.

Nun haben wir gleich über 2 För­der­pro­gram­me die Mög­lich­keit, nicht nur das Gelän­de um den run­den Turm, son­dern auch Tei­le der west­li­chen Alt­stadt und das so genann­te Weis­s­hei­­mer-Gelän­­de neu zu gestal­ten. Nahe liegt es natür­lich, hier an Über­le­gun­gen anzu­knüp­fen, wel­che das tou­ris­ti­sche Poten­zi­al unse­rer Stadt noch wei­ter ver­stär­ken. Und da ist nur über das „Bun­des­pro­gramm Inves­ti­ti­on in natio­na­le Pro­jek­te des Städ­te­baus“ eine För­de­rung mög­lich, die eine Viel­zahl von Pro­jek­ten im Bereich der Alt­stadt ermög­li­chen kann. Das gilt erst recht, wenn ent­spre­chend der Emp­feh­lung des Lan­des­mi­nis­te­ri­ums die För­der­quo­te 90% betra­gen wür­de. Das ist für die Stadt weit­aus güns­ti­ger als eine Finan­zie­rung über das Pro­gramm „west­li­che Alt­stadt“. Die­se Pro­gramm ermög­licht nur eine klei­ne­re Lösung, und soll­te aus unse­rer Sicht auch in ers­ter Linie den pri­va­ten Eigen­tü­mern zugu­te kom­me, die in der Alt­stadt ihre his­to­ri­schen Gebäu­de sanie­ren wollen.

Wich­tig erscheint es mir an die­ser Stel­le dar­auf hin­zu­wei­sen, dass wir heu­te nicht über eine ganz kon­kre­te Pla­nung, eine Nut­zung oder sogar den Bau von Gebäu­den abzu­stim­men haben. Das kann auch gar nicht ange­hen, sind doch die von der Ver­wal­tung intern erar­bei­te­ten Pro­jekt­be­schrei­bun­gen bis­lang nicht aus­dis­ku­tiert. Hier­zu hat es weder aus­führ­li­che Bera­tun­gen und Abstim­mun­gen in den Aus­schüs­sen, noch eine Bür­ger­be­tei­li­gung gegeben. 

Und die­ser Rat ist kein rei­nes Abnick­gre­mi­um, das eine Kon­zep­ti­on für ein so gro­ßes Gebiet unse­rer Alt­stadt, im zen­tra­len Kern unse­rer Alt­stadt, ohne inten­si­ve Dis­kus­si­on, die Aus­ar­bei­tung von Alter­na­ti­ven, ohne Bür­ger­be­tei­li­gung und ohne Siche­rung der finan­zi­el­len Grund­la­gen ein­fach so durch­win­ken kann. 

Ande­rer­seits müs­sen wir zur Kennt­nis neh­men, dass es Fris­ten gibt, in denen Zuschuss­an­trä­ge gestellt wer­den kön­nen und dass, wenn die­se Fris­ten abge­lau­fen sind, alle wei­te­ren Über­le­gun­gen müßig sind.

Auch im Hin­blick auf die Kür­ze der Zeit will ich ger­ne aner­ken­nen, dass die Ver­wal­tung eine durch­aus beacht­li­che Kon­zep­ti­on erar­bei­tet hat, zu der aber aus mei­ner Sicht noch in ein­zel­nen Punk­ten Dis­kus­si­ons­be­darf besteht. Aller­dings hal­te ich es für ver­fehlt, hier ein Fass auf­zu­ma­chen und in eine Ein­zel­dis­kus­si­on über ein­zel­ne Punk­te der Antrags­kon­zep­ti­on einzusteigen.

Denn ich hiel­te es gera­de­zu für fahr­läs­sig, die durch­aus rea­le Chan­ce zu ver­spie­len, über den För­der­an­trag zum Bun­des­mi­nis­te­ri­um den größ­ten Teil der Wie­der­her­stel­lung eines brach­lie­gen­den Teils der Alt­stadt stem­men zu kön­nen. Stel­len wir uns ein­mal vor, wir wür­den jetzt „nein“ sagen, und spä­ter wür­de sich her­aus­stel­len, dass wir zwar zwi­schen­zeit­lich tol­le Kon­zep­te erar­bei­tet hät­te, nun aber die För­der­töp­fe leer wären? Dann lie­ber jetzt die Chan­ce nut­zen, weil wir damit ja nichts vergeben. 

Natür­lich gibt es auch ande­re Nut­zungs­kon­zep­te und sicher­lich wäre es am ein­fachs­ten, für die Stadt­kas­se viel­leicht am lukra­tivs­ten, das Weiss­hei­mer­ge­län­de und das Gelän­de am run­den Turm ein­fach für poten­te Inves­to­ren frei­zu­ge­ben, um dort wei­te­re Luxus­ge­bäu­de zu errich­ten. Aber damit wür­den wir die Chan­ce ver­spie­len, wei­te­re Wirt­schafts­kraft und Besu­cher in unse­re Stadt zu zie­hen und damit die Attrak­ti­vi­tät Ander­nachs zu stei­gern. Die Geschich­te unse­rer Stadt leben­dig dar­stel­len, unse­re Stadt für Besu­cher attrak­ti­ver, für die Ein­woh­ner leben­di­ger zu machen, die Lebens­qua­li­tät in der Alt­stadt zu erhö­hen: die­se Chan­ce wol­len wir nicht verspielen.

Des­halb stim­men wir dem Antrag auf eine För­de­rung beim Bun­des­mi­nis­te­ri­um zu, erwar­ten aber von der Ver­wal­tung, in den nächs­ten Mona­ten mit den städ­ti­schen Gre­mi­en und der Öffent­lich­keit in eine detail­lier­te Dis­kus­si­on über die Kon­zep­ti­on und Ein­zel­aspek­te der mög­li­chen Rea­li­sie­rung einzutreten.