21. Novem­ber 2014

Jahresabschluss andernach.net / Geysir.info — Rede Stadtratssitzung 19.11.2014 Hans-Georg Hansen, CDU-Stadtratsfraktion

Sehr geehr­ter Herr Oberbürgermeister,
mei­ne Damen und Herren,

Der Jah­res­ab­schluss von andernach.net für das Jahr 2013 ist, gemes­sen an bilanz­tech­ni­schen Kri­te­ri­en, nicht befrie­di­gend: mit einer Bilanz­sum­me von rund 156.000 Euro einen Jah­res­ver­lust von fast 436.000 Euro zu erwirt­schaf­ten, ist ‑für sich genom­­men- kein Grund zu beson­de­rer Freu­de. Zumal die Ver­lust auf noch rund 26.000 Euro höher liegt als im Jahr 2012.

So etwas ist auch nur bei einer Gesell­schaft mög­lich, und ähn­lich immer wie­der mög­lich, bei wel­cher der Gesell­schaf­ter immer wie­der die Ver­lus­te ausgleicht. 

Gesell­schaf­ter? das sind wir, also die Stadt.

Und, da muss man sich die Fra­ge stel­len: war­um machen wir das? immer wieder?

Die Ant­wort liegt auf der Hand: Weil die Gesell­schaft Auf­ga­ben erle­digt, die sonst die Stadt­ver­wal­tung selbst machen würde.
Ich nen­ne da etwa das wei­te Feld der Wirt­schafts­för­de­rung, oder den Tou­ris­mus, der für unse­re Stadt eine gro­ße Bedeu­tung hat.

Nun stellt sich natür­lich die wei­te­re Fra­ge nach der Sys­tem­not­wen­dig­keit: also, gibt es einen über­zeu­gen­den Grund, dass die Stadt­ver­wal­tung die­se Auf­ga­ben nicht erle­di­gen kann, viel­leicht mit dem glei­chen oder eige­nem Per­so­nal? Gibt es da nicht die sonst immer wie­der her­an­ge­zo­ge­nen Synergieeffekte? 

Schließ­lich erle­digt auch die Stadt­ver­wal­tung Auf­ga­ben für die Toch­ter­ge­sell­schaft, zB. die Buch­füh­rung, oder Tätig­kei­ten des Bau­be­triebs­hofs. Zudem fal­len allein rund 10.000 Euro bei der Gesell­schaft an Prü­fungs­kos­ten an und es wird eine eige­ne Orga­ni­sa­ti­on vorgehalten.

Nun ist die Orga­ni­sa­ti­ons­form kein Selbst­zweck. Viel­mehr muss sie immer wie­der auf dem Prüf­stand gestellt und die Fra­ge beant­wor­tet wer­den: wie kön­nen die städ­ti­schen Auf­ga­ben am kos­ten­güns­tigs­ten und bes­ten erle­digt wer­den? In einer Ver­wal­tung oder in einer eigen­stän­di­gen Gesell­schaft? Das sind Fra­gen, mit denen sich seit die­sem Jahr eine zu Recht eine beson­de­re Kom­mis­si­on beschäf­ti­gen soll, von der wir uns Ant­wor­ten erwar­ten. Die­se hat aller­dings erst ein­mal getagt. Wir schla­gen vor, zeit­nah die Kom­mis­si­on erneut einzuberufen.

Dar­an, dass die Mit­ar­bei­ter in der andernach.net die ihnen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben gut und zum Woh­le der Stadt erle­digt haben, ist nicht zu zweifeln. 

- 44 Fir­men­be­su­che, also fast jede Woche einen,
— die Betreu­ung von 18 Existenzgründern,
— die Ver­mitt­lung von Inter­es­sen­ten, so dass 5 leer ste­hen­de Laden­lo­ka­le wie­der besetzt wer­den konn­ten, zei­gen eine gute Statistik.
— Hin­zu kom­men ein Kon­gress zur Ess­ba­ren Stadt und das Ander­na­cher Weihnachtsdorf.
— Hier muss aller­dings ange­merkt wer­den, dass nicht Jedem die neue Weih­nachts­be­leuch­tung gefällt. Hät­te man statt den Kugeln wie im Auf­sichts­rat bespro­chen abwech­selnd auch Ster­ne auf­ge­hängt, wür­de sich z.B. gera­de in der Kram­gas­se ein har­mo­ni­sche­res Bild ergeben. 

Sehr erfreu­lich sind die Erfol­ge, wel­che die andernach.net im Bereich des Tou­ris­mus erzielt. 

Wir haben Besu­chern viel zu bie­ten: eine attrak­ti­ve Innen­stadt mit zahl­rei­chen viel­sei­ti­gen Geschäf­ten, eine leben­di­ge und sich immer wie­der wan­deln­de Gas­tro­no­mie und das gro­ße his­to­ri­sche Erbe. Wir kön­nen stolz sein auf unse­re Stadt, und wir zei­gen sie stolz unse­ren Gästen.

Erst recht, wenn es uns gelingt, die römi­schen Aus­gra­bun­gen am Weiß­hei­mer­ge­län­de in Zukunft mit der gesam­ten Umge­bung zu einem wei­te­ren High­light zu gestal­ten. Daher ist die Tou­ris­mus ist ein Bereich, der mei­ner Ein­schät­zung nach für unse­re Stadt eine immer grö­ße­re Bedeu­tung gewinnt.

- 400 Schiffs­an­le­gun­gen im Jahr 2012 stel­len einen neu­en Rekord dar. Des­halb spre­chen wir jetzt auch dar­über, wie wir die­sen Bereich aus­bau­en kön­nen, etwa mit einem neu­en und zusätz­li­chen Steiger.
— Die Stadt­füh­run­gen sind ein Ren­ner. Bei 561 Füh­run­gen haben rund 14.000 Gäs­te unse­re Stadt bes­ser ken­nen gelernt.
— rund 85.000 Über­nach­tun­gen, den Gey­­­sir-Besu­chern und den Tages­gäs­ten haben im Jahr 2012 ca. 470.000 Gäs­te unse­re Stadt auf­ge­sucht, für Leben und Umsatz in der Innen­stadt gesorgt. 

All das zeigt: die andernach.net erle­digt eine Fül­le von Auf­ga­ben zum Woh­le unse­rer Stadt und ihrer Bür­ger, Dafür dan­ken wir Ihnen, Herr Hel­ler, und Ihren Mitarbeitern.

Glei­ches gilt auch für den Jah­res­ab­schluss von Geysir.info.

Wer will heu­te noch bestrei­ten, dass unser Gey­sir eine Attrak­ti­on ist, die Besu­cher aus aller Welt anzieht? Das war nicht von Anfang an sicher. Aber nach der erfolg­rei­chen Pro­be­boh­rung sah etwa die RZ am 07.12.2011 vor­aus: „Allen Unken­ru­fen zum Trotz fuh­ren sie vol­les Risi­ko — und der Erfolg der Boh­run­gen gab ihnen Recht! Der Gey­sir von Ander­nach wird eine der zen­tra­len Attrak­tio­nen des Vul­kan­parks sein und damit weit über die Bäcker­jun­gen­stadt hin­aus den Tou­ris­mus der gesam­ten Regi­on pushen.“

Im Jahr 2013 konn­ten wir 113.474 Besu­cher begrü­ßen. Die Geysir.info erziel­te Ein­nah­men von ca. 1,2 Mio Euro, erwirt­schaf­te aber den­noch einen Ver­lust von 102.647 Euro. Den­noch ist zu berück­sich­ti­gen, dass der Gey­sir sich zu einer der besu­cher­stärks­ten Ein­rich­tun­gen im Mit­tel­rhein­tal ent­wi­ckelt hat. Die meis­ten Besu­cher des Gey­sirs, 62 %, suchen auch die Innen­stadt auf, so dass der Gey­sir wie eine Frisch­zel­len­kur für Han­del und Gas­tro­no­mie wirkt.

Wirt­schaft­lich Hoff­nung machen uns kon­struk­ti­ve Ver­hand­lungs­er­geb­nis­se mit der Ree­de­rei der Name­dy und der WFG des Krei­ses bzw. dem Vul­kan­park über eine geziel­te­re Ver­wen­dung der Wer­be­mit­tel. Bei­des wird zu einer Kos­ten­ent­las­tung führen.

Klar ist aber auch, dass die Ent­wick­lung nicht ste­hen bleibt, und der Betrieb des Gey­sirs, vor allem des Erleb­nis­zen­trums immer wie­der neue Inves­ti­tio­nen erfor­dert. Nach 630.000 Besu­chern ist 6 Jah­ren zei­gen sich halt vie­le Verschleißerscheinungen.
Nach der Instal­la­ti­on des Mul­ti­me­dia­ti­sches in die­sem Jahr sol­len wei­te­re inter­ak­ti­ve Bild­schir­me ein­ge­bun­den und vor allem das Foy­er und der Auf­zug erneu­ert wer­den. Ins­ge­samt spre­chen wir über Erneue­rungs­kos­ten von rund 714.000 Euro, zu denen die WFG des Krei­ses die Hälf­te beisteuert.

Dass die Besu­cher unse­res Gey­sirs zufrie­den sind, zei­gen zwei Zah­len der Besu­cher­be­fra­gung: 94 % wol­len den Besuch des Gey­sir ande­ren Per­so­nen wei­ter­emp­feh­len. 46 % gaben den Mit­ar­bei­tern die Schul­no­ten 1 und 2, immer­hin wei­te­re 10 % ein befriedigend. 

Daher neh­men wir auch dies zum Anlass, der Geschäfts­füh­rung in den Mit­ar­bei­tern für de leis­te­ten Tätig­keit zu danken.

Zu guter Letzt und zum Beleg wie alles doch zusam­men­hängt, gestat­ten Sie mir ein Zitat aus der RZ Alten­kir­chen, Betz­dorf vom Frei­tag, 14. Novem­ber 2014:

Schon früh am Mor­gen erfolgt der Start. Der Wet­ter­gott meint es nicht gut. Nach einer stö­rungs­frei­en Bus­fahrt errei­chen wir das Ziel Ander­nach – eine der ältes­ten Städ­te Deutsch­lands am Rhein. …

Frisch gestärkt und gut gelaunt geht es ins Erleb­nis­zen­trum des Gey­sir am Rhein­ufer. Der Besuch war erleb­nis­reich. Gefühl­te „4000 Meter“ unter der Erde arbei­ten wir uns an die Ober­flä­che. Man lernt immer wie­der Din­ge, die man noch nicht wuss­te. Mit der Mit­mach­aus­stel­lung wer­den die geo­lo­gi­schen Zusam­men­hän­ge ver­ständ­lich erklärt. Als zwei­ter Teil schiff­ten wir über den Rhein auf die Halb­in­sel Name­dy­er Werth. Dies ist ein Natur­schutz­ge­biet für Groß und Klein. Nach 250 Meter sind wir erneut am Ziel „Der höchs­te Kalt­was­ser­gey­sir der Welt“. Man kann ihn schon rie­chen. Das Was­ser ist sehr eisen­hal­tig, so dass die Basalt­stei­ne der Ein­fas­sung schon braun gefärbt sind. Sei­nem Aus­bruch geht ein Zischen und Gur­geln vor­an. Und dann: Die majes­tä­ti­sche Was­ser­fon­tä­ne baut sich lang­sam auf. Sie steigt bis zu 60 Meter in die Höhe. Das muss man gese­hen haben.

Wie­der in Ander­nach zurück, gehen wir in ein gemüt­li­ches Lokal zum Mit­tag­essen. Nach zwei Stun­den meint es der Wet­ter­gott bes­ser mit uns. Wir machen eine Stadt­füh­rung. Unser Füh­rer ist Klas­se. Gekonnt zeigt er uns, gespickt mit Anek­do­ten und Wit­zen, die Sehens­wür­dig­kei­ten. Ander­nach hat eine sehr inter­es­san­te Geschich­te. Die Res­te der Stadt­mau­er sind impo­sant und die heu­ti­ge Ver­wen­dung gut zur Nach­ah­mung. Die Kir­che hat auch hier ihre Visi­ten­kar­te hin­ter­las­sen, da die Rege­lung der Bis­tums­zu­ge­hö­rig­keit lan­ge dau­er­te. Eine ess­ba­re Stadt gibt es auch nur hier.

Dan­ke … für einen schö­nen Tag.“

Dem kann man sich nur anschließen.

Die CDU-Frak­­ti­on stimmt den Beschluss­vor­schlä­gen zu.