29. Novem­ber 2015

eCommerce und Einzelhandel in der Innenstadt — CDU Andernach diskutiert Risiken und Chancen

Wäh­rend einer von Mecht­hild Heil, MdB, als Vor­sit­zen­de der Ander­na­cher CDU gelei­te­ten Podi­ums­dis­kus­si­on erör­ter­ten ver­schie­de­ne Refe­ren­ten Chan­cen und Risi­ken des Online­han­dels für den inner­städ­ti­schen Ein­zel­han­del. Dabei for­der­ten anwe­sen­de Ein­zel­händ­ler mehr Unter­stüt­zung sei­tens der Stadt, um dem digi­ta­len Wan­del begeg­nen zu können.

Chris­ti­an Hel­ler, Geschäfts­füh­rer andernach.net und Wirt­schafts­för­de­rer, könn­te sich die Ein­ri­chung einer Inter­net­platt­form vor­stel­len, auf der sich die Händ­ler prä­sen­tie­ren und ihren Auf­tritt aller­dings auch selbst pfle­gen müss­ten. Robert Lipp­mann, Geschäfts­füh­rer Stand­ort­po­li­tik bei der Indus­­trie- und Han­dels­kam­mer Koblenz beton­te, dass der Online­han­del eine star­ke Kon­kur­renz für die Ein­zel­händ­ler dar­stellt. „Daher lau­tet eine zen­tra­le Fra­ge: Wie kann ich digi­ta­le Geschäfts­mo­del­le neben den klas­si­schen Model­len ent­wi­ckeln“, so Lipp­mann. Ihm ist aller­dings auch klar, dass ein wett­be­werbs­fä­hi­ger Online­shop für den nor­ma­len Händ­ler kaum finan­zier­bar ist und schlägt statt­des­sen vor, im Inter­net mit einer eige­nen Sei­te auf­find­bar zu sein, die Stamm­kund­schaft zu pfle­gen, Emo­tio­nen zu wecken und poten­ti­el­len Kun­den durch qua­li­fi­zier­te Bera­tung, Aktio­nen und Ver­an­stal­tun­gen einen Mehr­wert zu schaf­fen. „Ver­schie­de­ne Kanä­le sol­len ange­spro­chen wer­den“, beton­te Lipp­mann. Bar­ba­ra Sum­me­rer for­der­te bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen und mehr Unter­stüt­zung der unter­neh­me­ri­schen Akti­vi­tä­ten durch die Poli­tik und schloss sich Meh­tap Turan an; sie hält es für ent­schei­dend, dass eine Stadt ins­ge­samt attrak­tiv sein müs­se. Es ist ihr „unbe­greif­lich“, dass und wie Häu­ser in der Innen­stadt der­art ver­wahr­lo­sen könn­ten. Hel­ler erklär­te dar­auf­hin, dass er als Wirt­schafts­för­de­rer mit eini­gen Eigen­tü­mern in Kon­takt ste­he, man­che aber lei­der nicht erreich­bar sei­en oder schlicht­weg an ihren Immo­bi­li­en kein Inter­es­se mehr zeig­ten. „Wir arbei­ten an Lösun­gen“, so Heller. 

Bür­ger­meis­ter Claus Peitz ver­wies dar­auf, dass der Tou­ris­mus ein Stück weit den inner­städ­ti­schen Ein­zel­han­del belebt und stützt: „Allei­ne der Gey­sir hat­te in die­sem Jahr 112.000 Besu­cher, dazu kom­men die Wohn­mo­bi­lis­ten, die Pas­sa­gie­re der zahl­rei­chen Hotel­schif­fe und vie­le Tages­gäs­te, die für Umsatz in Han­del und Gas­tro­no­mie sor­gen.“ Peitz sieht beson­ders in den Win­ter­mo­na­ten noch Ent­wick­lungs­po­ten­ti­al. „Da müs­sen wir uns gemein­sam Gedan­ken machen, wie wir außer­halb der klas­si­schen Sai­son Gäs­ten attrak­ti­ve Ange­bo­te machen kön­nen“, so Peitz. Einer gemein­sa­men Inter­net­platt­form steht er eben­so wie Mecht­hild Heil auf­ge­schlos­sen gegen­über. „Wir müs­sen die Chan­cen ergrei­fen, die sich uns bie­ten“, so bei­de übereinstimmend. 

Mat­thi­as J. Strobl, Vor­sit­zen­der der Akti­ons­ge­mein­schaft Ander­nach Attrak­tiv, will sich „nichts über­stül­pen las­sen, was nicht zu mir passt“, ist sich aber im Kla­ren dar­über, dass der digi­ta­le Wan­del auch den Ein­zel­han­del her­aus­for­dert. „Der Pro­zess des Wan­dels hört nie­mals auf. Das ist eine Chan­ce, aber man muss sich anpas­sen“ ergänz­te Lippmann. 

Dr. Hans-Georg Han­sen, stell­ver­tre­ten­der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der CDU im Stadt­rat reg­te an, im Zusam­men­hang mit der geplan­ten Ein­füh­rung öffent­li­cher WLAN-Pun­k­­te in der Stadt Hin­wei­se auf den Ein­zel­han­del beim Ein­wäh­len auf mobi­le Gerä­te der Nut­zer zu sen­den. Dr. Han­sen ver­wies bereits in sei­ner Ein­füh­rung in die Ver­an­stal­tung auf eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Regens­burg, in der die Chan­cen und Risi­ken von Online-Mark­t­­plä­t­­zen als Ver­triebs­ka­nal aus Händ­ler­sicht wis­sen­schaft­lich unter­sucht wur­den. Han­sen erin­ner­te an die beab­sich­tig­te Ein­füh­rung eines offe­nen WLAN-Net­­zes für den Markt- und Stadt­haus­platz. Sein Vor­schlag, als ers­te Sei­te des Zugangs eine Wer­bung für Ander­nach, die Gas­tro­no­mie und den Ein­zel­han­del zu schaf­fen, wur­de von den anwe­sen­den Ein­zel­händ­lern sehr begrüßt. „Das soll­ten Sie unbe­dingt machen“, mein­te Robert Lippmann.

Josef Doetsch, Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter und medi­en­po­li­ti­scher Spre­cher der CDU-Lan­d­­tags­­frak­­ti­on, wies auf die Bedeu­tung einer lücken­lo­sen Ver­sor­gung mit schnel­len Inter­net­ver­bin­dun­gen im pri­va­ten und wirt­schaft­li­chen Bereich hin. „Nur dann sie­deln sich Unter­neh­men an, nur dann sind Städ­te und Gemein­den als Wohn- und Arbeits­ort inter­es­sant“, so Doetsch. Zusam­men mit Hedi The­len, ört­li­che Wahl­kreis­ab­ge­ord­ne­te im Land­tag, kri­ti­sier­te er die Lan­des­re­gie­rung scharf, denn trotz aller Ankün­di­gun­gen sei die flä­chen­de­cken­de Ver­sor­gung mit schnel­len Inter­net­ver­bin­dun­gen immer noch nicht gewährleistet. 

Mecht­hild Heil bedank­te sich zum Abschluss der Ver­an­stal­tung bei den Refe­ren­ten und beson­ders bei den anwe­sen­den Ein­zel­händ­lern für die enga­gier­te Dis­kus­si­on und ver­sprach, dass sich die Ander­na­cher CDU zu den The­men „Öffent­li­ches WLAN“ und der Schaf­fung einer Inter­net­platt­form wie in der Dis­kus­si­on vor­ge­schla­gen, ein­set­zen werde.