eCommerce und Einzelhandel in der Innenstadt — CDU Andernach diskutiert Risiken und Chancen
Während einer von Mechthild Heil, MdB, als Vorsitzende der Andernacher CDU geleiteten Podiumsdiskussion erörterten verschiedene Referenten Chancen und Risiken des Onlinehandels für den innerstädtischen Einzelhandel. Dabei forderten anwesende Einzelhändler mehr Unterstützung seitens der Stadt, um dem digitalen Wandel begegnen zu können.
Christian Heller, Geschäftsführer andernach.net und Wirtschaftsförderer, könnte sich die Einrichung einer Internetplattform vorstellen, auf der sich die Händler präsentieren und ihren Auftritt allerdings auch selbst pflegen müssten. Robert Lippmann, Geschäftsführer Standortpolitik bei der Industrie- und Handelskammer Koblenz betonte, dass der Onlinehandel eine starke Konkurrenz für die Einzelhändler darstellt. „Daher lautet eine zentrale Frage: Wie kann ich digitale Geschäftsmodelle neben den klassischen Modellen entwickeln“, so Lippmann. Ihm ist allerdings auch klar, dass ein wettbewerbsfähiger Onlineshop für den normalen Händler kaum finanzierbar ist und schlägt stattdessen vor, im Internet mit einer eigenen Seite auffindbar zu sein, die Stammkundschaft zu pflegen, Emotionen zu wecken und potentiellen Kunden durch qualifizierte Beratung, Aktionen und Veranstaltungen einen Mehrwert zu schaffen. „Verschiedene Kanäle sollen angesprochen werden“, betonte Lippmann. Barbara Summerer forderte bessere Rahmenbedingungen und mehr Unterstützung der unternehmerischen Aktivitäten durch die Politik und schloss sich Mehtap Turan an; sie hält es für entscheidend, dass eine Stadt insgesamt attraktiv sein müsse. Es ist ihr „unbegreiflich“, dass und wie Häuser in der Innenstadt derart verwahrlosen könnten. Heller erklärte daraufhin, dass er als Wirtschaftsförderer mit einigen Eigentümern in Kontakt stehe, manche aber leider nicht erreichbar seien oder schlichtweg an ihren Immobilien kein Interesse mehr zeigten. „Wir arbeiten an Lösungen“, so Heller.
Bürgermeister Claus Peitz verwies darauf, dass der Tourismus ein Stück weit den innerstädtischen Einzelhandel belebt und stützt: „Alleine der Geysir hatte in diesem Jahr 112.000 Besucher, dazu kommen die Wohnmobilisten, die Passagiere der zahlreichen Hotelschiffe und viele Tagesgäste, die für Umsatz in Handel und Gastronomie sorgen.“ Peitz sieht besonders in den Wintermonaten noch Entwicklungspotential. „Da müssen wir uns gemeinsam Gedanken machen, wie wir außerhalb der klassischen Saison Gästen attraktive Angebote machen können“, so Peitz. Einer gemeinsamen Internetplattform steht er ebenso wie Mechthild Heil aufgeschlossen gegenüber. „Wir müssen die Chancen ergreifen, die sich uns bieten“, so beide übereinstimmend.
Matthias J. Strobl, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Andernach Attraktiv, will sich „nichts überstülpen lassen, was nicht zu mir passt“, ist sich aber im Klaren darüber, dass der digitale Wandel auch den Einzelhandel herausfordert. „Der Prozess des Wandels hört niemals auf. Das ist eine Chance, aber man muss sich anpassen“ ergänzte Lippmann.
Dr. Hans-Georg Hansen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat regte an, im Zusammenhang mit der geplanten Einführung öffentlicher WLAN-Punkte in der Stadt Hinweise auf den Einzelhandel beim Einwählen auf mobile Geräte der Nutzer zu senden. Dr. Hansen verwies bereits in seiner Einführung in die Veranstaltung auf eine Studie der Universität Regensburg, in der die Chancen und Risiken von Online-Marktplätzen als Vertriebskanal aus Händlersicht wissenschaftlich untersucht wurden. Hansen erinnerte an die beabsichtigte Einführung eines offenen WLAN-Netzes für den Markt- und Stadthausplatz. Sein Vorschlag, als erste Seite des Zugangs eine Werbung für Andernach, die Gastronomie und den Einzelhandel zu schaffen, wurde von den anwesenden Einzelhändlern sehr begrüßt. „Das sollten Sie unbedingt machen“, meinte Robert Lippmann.
Josef Doetsch, Landtagsabgeordneter und medienpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, wies auf die Bedeutung einer lückenlosen Versorgung mit schnellen Internetverbindungen im privaten und wirtschaftlichen Bereich hin. „Nur dann siedeln sich Unternehmen an, nur dann sind Städte und Gemeinden als Wohn- und Arbeitsort interessant“, so Doetsch. Zusammen mit Hedi Thelen, örtliche Wahlkreisabgeordnete im Landtag, kritisierte er die Landesregierung scharf, denn trotz aller Ankündigungen sei die flächendeckende Versorgung mit schnellen Internetverbindungen immer noch nicht gewährleistet.
Mechthild Heil bedankte sich zum Abschluss der Veranstaltung bei den Referenten und besonders bei den anwesenden Einzelhändlern für die engagierte Diskussion und versprach, dass sich die Andernacher CDU zu den Themen „Öffentliches WLAN“ und der Schaffung einer Internetplattform wie in der Diskussion vorgeschlagen, einsetzen werde.